Max Diel
Bibliographie
Aus dem Online Journal der ZEIT
ZEIT.DE, Berlin-Journal
17.01.2006
Durchsagen: Stadtkerle
Es gibt sie noch: Junge Maler, die einen eigenen, sicheren Stil entwickelt haben. Einer, von dem man noch sehr viel hören wird, ist sicherlich der Berliner Maler Max Diel. Seine durchaus gegenständlichen Kunstwerke zeigen angerissene Situationen, faszinierende Schattenwelten und scheinen ganze Geschichten zu erzählen, verdichtet in einem vordergründig harmlosen Schnappschuss, der oft erst bei längerer Betrachtung den einen oder anderen Abgrund verbirgt. Seine Werke, sowie die ebenfalls sehr sehenswerten Exponate von Georg Weise und Christian Hahn kann man noch bis einschließlich 11. Februar im Rahmen der Ausstellung "Urban Guys" in der Galerie Nord (Turmstr. 75, Bln-Tiergarten) besichtigen. Und übrigens auch kaufen. Ich möchte wetten, es lohnt sich.
Jochen Reinecke
BADISCHE ZEITUNG vom 11.01.2006
Kurz gemeldet
Frühkunst: Max Diel
FREIBURG. Bei der "Frühkunst", die diesmal ausnahmsweise am zweiten Freitag des Monats stattfindet, stellt Jochen Ludwig, der Leiter des Museums für neue Kunst, Marienstraße 10a, dort am Freitag, 13. Januar, ab 7.15 Uhr Max diels Arbeit "Agenda 2000" vor.
PRESSETEXT
Berlin Painting, Galerie Michael Schneider, Bonn
Autoren: Veruschka Vogt und Michael Schneider
Das Leben im Augenblick
Der Künstler Max Diel, der in Amsterdam und Berlin - wo er heute lebt - studierte, entwickelt seit seinem Abschluss als Meisterschüler eine ganz eigene, besondere Ausprägung figurativer Malerei. Auf Leinwand und Papier, teils collagiert und als Assemblage, entstehen weniger surreale oder expressive Bilder, als vielmehr Werke, die sich ganz und gar auf ihren Anlass konzentrieren: Es ist der einzelne Augenblick, den sie mit einer besonderen Intensität aufladen - indem sie die Magie, die ihm innewohnt und die sich in einem Moment des Stillstands offenbart, zu Tage treten lassen. In ihrer Wirkung wird diese Magie durch den präzise gewählten Bildausschnitt noch verstärkt. Der Betrachter sieht sich mit einer Art Standbild, einem eingefrorenen Schnitt oder mit einem heran gezoomten Detail, wie er es aus dem Film kennt, konfrontiert. Die Bildgegenstände werden häufig überschnitten und teilweise fragmentarisiert, Malspuren bleiben offen sichtbar und werden motivisch integriert. Das Verhältnis der Flächen zeigt Bezugnahmen von Valloton bis hin zur Malerei der achtziger Jahre. Dabei gelingen Max Diel - auch in den immer wieder aufgegriffenen Wassermotiven - Vexierbilder. Es sind Kippmotive, die eben noch ganz fassbar und konkret waren, sich im nächsten Moment aber dem Begrifflichen entziehen und auf diese Weise die Sicht auf eine andere Bedeutung freigeben. In seinen Vexierbildern lädt Diel die scheinbaren Gegensätze zwischen figurativer und freier Malerei zur Versöhnung.
Ein ruhiger Blick in der Unruhe
Nachdem er bereits in früheren Arbeiten immer wieder den Augenblick in eindrucksvoll-rätselhaften wie dramatisch aufgeladenen Motiven festgehalten hat, bereitet die neue Werkserie vor den Augen des Betrachters eine ganze Welt in Momentaufnahmen aus. ’Seine jüngsten Arbeiten liefern ein vitales Bild junger Malerei, die alle engmaschigen Theorien beiseite räumt, den unmittelbaren Blick (...) gefunden hat und sich der unglaublichen Vielfalt des heutigen Lebens mit jeder Faser annimmt.OE (Ralf F. Hartmann). Mit seinem Blick für den einzelnen Augenblick bezieht Max Diel eine ganz eigene Position jenseits von neuer Romantik oder utopischen Gegenentwürfen zur fremd gewordenen Umwelt. Hier der Moment, in dem eine ganze Geschichte zum Ausdruck kommt oder in dem sich auch alles Bisherige ändern kann - und auf ihn gerichtet ist dieser unbeirrte, ruhige Blick, der das Wesentliche des Augenblicks vor seinem Vergehen erfasst und bewahrt - das ist es, womit Max Diel unserer heutigen Unruhe begegnet. Das Magazin “Kunstforum International³ publizierte jüngst unter der Fragestellung “Leipzig - Das Tor zur Malerei?³ einen umfangreichen Beitrag zur sogenannten Neuen Leipziger Schule. (Bd. 176 Juni-August 2005) Die Tatsache, dass die Rahmenbedingungen des Kunstbetriebes eine starke Fokussierung auf die Leipziger Malerei erleichtern, sollte jedoch nicht dazu führen, die starke Präsenz von Gegenständlichkeit und Narrativem besonders in der Generation der um 1970 geborenen Künstler/innen auch im übrigen Deutschland zu übersehen. Im Diskurs zeitgenössischer Malerei besetzt Max Diel eine herausragende Position. Und nachdem er Ende 2004/Anfang 2005 in New York mit “German Painting³ vertreten war, lautet der Titel seiner aktuellen Ausstellung in der Galerie Schneider, Bonn, ganz bewusst “Berlin Painting".
PRESSESPIEGEL
Bonner General-Anzeiger. 29. September 2005. S. 21 (Feuilleton)
Gemalte Schrecksekunde
AUSSTELLUNG Max Diel bei Schneider
Von Christina zu Mecklenburg
GALERIE SCHNEIDER. Das Porträt bricht dort ab, wo die Halspartie von „Zeta-Jones" in den Kinnbereich mündet. Anstelle eines Bildnisses im traditionellen Sinn porträtiert Max Diel vielmehr eine weit geschwungene Schulterpartie, bedeckt von einem mutmaßlich authentischen Tigerfellkragen. Das per Collage applizierte Tigerfellmuster feiert sein Comeback im Umkreis eines Magiers im Bild „Alchemistenfrühstück" . Der irritierende und spannungsgeladene Bildkosmos des 1971 in Freiburg geborenen Malers beginnt mit konkreten, gleichwohl nur in Bruchstücken angerissenen Situationen oder rätselhaft isolierten Motiven („Avokado"). Mit Wirklichkeitsrelikten, fragwürdigen uneindeutigen Bildinhalten, offenen Bildgrenzen und einer magnetisch anziehenden Schattenwelt stachelt der Berliner Meisterschüler Diel in treffsicherer Manier zunächst Vorstellungskraft und Spekulationsvermögen an.
Das faszinierende Gemäldepanorama „Berlin Painting" offenbart in der bereits dritten Einzelausstellung bei Michael Schneider gleichwohl ein prächtiges Kaleidoskop dramaturgischer Kniffe und malerischer Brillanz.
Grundstock des Malers bildet ein ständig wachsendes Archiv von Ausschnitten aus Magazinen, Kunstprospekten und privaten Fotografien. Das Gegenständliche ist Vorwand, Antriebsfeder für fantastisch, poetisch oder sakral angehauchte Kurzgeschichten. Filmische und fotografische Techniken wie Weitwinkel und Zoom erhalten ihr malerisches Pendant.
Durch überdimensionale Schilfrohre hinweg fällt der Blick auf eine Wassernixe namens "Franzi", die im mondbeschienenen See offensichtlich verzweifelt ihre Arme in die Höhe reckt. Schrecksekunden, Pattsituationen „.Karl"), vermeintliche Wendepunkte oder seltsam andächtige Augenblicke der Stille ( „Hidden") zählen zu den favorisierten Themen des in Berlin lebenden Künstlers.
Längst haben sich Schlüsselrequisiten, wie Hüte, Schleier, Handschuhe, ornamentale Muster und geometrische Raster herauskristallisiert. Eine dominante Rolle spielen Wasseroberflächen, obskure Spiegelungen sowie eine vielfach unwirkliche Licht-Schattenregie.
Webseite des
SRW Studio Freiburg, April 2003
Max Diel, "Bildfindung"
in der Reihe "Kunst im Funk"
Ausstellung mit Werken von Max Diel im Freiburger Funkhaus
Eng verbunden war er schon immer mit der Breisgau-Metropole: Max Diel wurde 1971 in Freiburg geboren. Nach dem Abitur absolvierte er zunächst ein Studium an der Amsterdamer Gerrit Rietveld Akademie und wechselte dann an die Kunsthochschule Berlin, wo er 1999 Meisterschüler wurde. Der Bonner Galerist Michael Schneider entdeckte das Jungtalent und ermöglichte ihm im Jahr 2000 die erste Einzelausstellung ("Treppenbilder"), auf die 2002 die Fortsetzung "Im Zwielicht" folgte.
Mit der Ausstellung "Bildfindung" im SWR Studio Freiburg betritt Max Diel zum ersten Mal wieder sein ursprüngliches Terrain - nicht nur, was den Ausstellungs-, sondern auch was den Entstehungsort seiner Bilder betrifft. Alle Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sind, entstanden/entstehen in zwei Zyklen (September 2002 und April 2003) in der zum Atelier ausgebauten Scheune seines Vaters in Dietenbach bei Kirchzarten. Das Hauptanliegen der Ausstellung ist nicht etwa ein einheitlicher Themenkomplex, sondern vielmehr eine fragmentarische, assoziative Momentaufnahme. Daher auch der Titel: "Bildfindung". Er unterstreicht das Prozesshafte, das Suchende des Projekts.
In seinen Arbeiten - speziell auch in den in Freiburg ausgestellten Werken - verbindet der Künstler biographische Elemente mit scheinbar zufällig gefundenem Bildmaterial. Zeitungsphotos, eigene Photos, Bilder von Freunden und Familie oder Bilder aus dem Internet werden in Malerei umgesetzt. Dabei fließen aktuelle Begebenheiten - Kriegsängste oder auch die Globalisierungsthematik - wie von selbst in die Arbeiten ein und stehen gleichermaßen zwischen "leichteren" Themen, wie etwa der Darstellung dreier Dalmatiner.
Jedes Thema, jedes Photo ist für Max Diel ein Ausgangspunkt; eine Inspiration, die ihn zum Malen anregt und nach immer unterschiedlichen malerischen Umsetzungen verlangt. So scheint die Malweise des Künstlers teils eher graphischer Natur, teils "malerisch" mit mehrfachen Übermalungen - oder, wie Heidrun Wirth in der Bonner Rundschau schrieb: "Im Zwischenbereich ist er zu Hause, der 1971 geborene Künstler Max Diel. Er ist nicht leicht einzuordnen, denn er siedelt irgendwo zwischen realer Wirklichkeit und fiktiver Mache in Kinobildern oder Illustrierten, zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen Absicht und Zufall, zwischen spontanem Pinselstrich und sorgsam überlegter Bildkomposition." (Bonner Rundschau, 8. Februar 2002)
Im Rahmen der Ausstellung erscheint ein Seriegraffiti/Original der drei Dalmatiner in limitierter Auflage (35 Stück), das im SWR Studio Freiburg während der Dauer der Ausstellung zum Sonderpreis erhältlich ist.